2020 – Ein Rückblick

Ich denke es ist keine Übertreibung, wenn ich sage „2020 war ein Jahr wie kein anderes“. So ziemlich jeder in der IT Branche und auch anderswo wird das bestätigen. Ich nehme diesen letzten Tag im Jahr 2020 zum Anlaß, den letzten Blogartikel des Jahres zu schreiben und darin für mich wichtige Ereignisse Revue passieren lassen.

Januar

Das Jahr begann ganz normal, fast wie jedes andere. Nach dem Jahreswechsel begannen Aufgaben und Projekte der kommenden Monate langsam anzulaufen. Es ist erfahrungsgemäß ein ruhiger Monat, denn auch Kunden haben oft bis KW 2 noch Betriebsferien.

Februar

Der Februar hatte einige persönliche Highlights des Jahres zu bieten.

Wir veranstalteten am 13.2. ein VMUG Meeting in Nürnberg. Heute muss man schon ergänzend hinzufügen, dass es ein vor Ort Treffen war. Damals eine Selbstverständlichkeit. Heute klingt es wie die Erzählung aus einer fernen Zeit. Ich selbst hatte dort einen Vortrag zum Thema „Strategien zur proaktiven Fehlervermeidung“ gehalten. Eine Betrachtung der Produkte VMware Skyline und Runecast Analyzer. Was sind deren Gemeinsamkeiten und wo liegen Alleinstellungsmerkmale?

Eine lange geplante private Reise führte uns in die hohen Breiten der Arktis. Spitzbergen im Winter. Kein anderes Ereignis hinterließ dieses Jahr so tiefe Eindrücke wie dieses. Am 14. Februar endet auf Spitzbergen nach 84 Tagen Dunkelheit die lange Polarnacht und die Sonne kommt erstmals wieder über den Horizont. Bereits Mitte April geht sie dann für 99 Tage gar nicht mehr unter. In der Zeit dazwischen erstrahlt die Eiswüste in wunderbarem Licht. Dies wollten wir erleben und in Bildern festhalten.

Spitzbergen erkunden bedeutet viele Stunden bei bis zu -38°C abseits der Zivilisation unterwegs zu sein. Immer in Begleitung eines bewaffneten Guides, denn die Insel ist Eisbärenland und niemand darf sich außerhalb der Siedlung unbewaffnet bewegen.

Wir lernten, dass zum Beispiel so einfache Dinge wie Essen bei Temperaturen unterhalb der Gefriertruhe eine echte Herausforderung sind. Auch was es bedeutet in einem White-Out zu sein, wenn der Horizont mit dem Eis verschmilzt und alles um einen herum nur noch weiß ist.

Svalbard reindeer

Eine erfreulich Nachricht erreichte mich unterwegs in meinem Postfach: Ich wurde für ein weiteres Jahr als vExpert nominiert.

März

Unser Aufenthalt dauerte bis in die erste Märzwoche. Doch die Welt, in die wir zurückkehrten war eine andere. Schon unterwegs lasen wir Nachrichten über Corona-Ausbrüche und ausverkauftes Toilettenpapier. Als wir aus Deutschland abreisten war Corona kaum ein Thema. Jetzt war es DAS Thema und sollte es für Monate bleiben.

Noch am 11. März fand in den Räumlichkeiten von VMware in München die letzte deutsche VMUG vor Ort statt. Ich selbst war Co-Organisator und Referent und hatte damals keine Bedenken bezüglich der Zugfahrt und des Treffens. Rückblickend und mit dem Wissen von heute war es sicherlich nicht die beste Idee. Wir setzten uns unnötigerweise einem großen Risiko aus. Händewaschen alleine reicht bei SARS-CoV-2 nicht. Meines Wissens blieb die Aktion für alle Beteiligten ohne weitere Folgen.

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Homelab Upgrade – von IKEA zu 19 Zoll

Ich hatte im vergangenen Jahr ausführlich über die Planung und die Hardware meines Homelab vSAN-Clusters berichtet (Teil 1 und Teil 2). Aus Gründen der Einfachheit wurden die vier kleinen Supermicro E300-9D einfach in einem IKEA Regal untergebracht.

Low budget Rack, made in Sweden.

Das funktionierte über einen langen Zeitraum gut, aber Änderungen in der Verkabelung, oder Hardware-Wartungen gestalteten sich schwierig. Patchkabel und Stromversorgung lösen war immer eine Herausforderung an das Fingespitzengefühl. Noch schwieriger war es, die Verkabelung wieder herzustellen. Nicht selten wurde bei solchen Aktionen ein Port vertauscht.

Kurzum: Abhilfe musste her. Ideal wäre ein 19″ Rack, aber ich habe in meinem Büro keinen Platz für einen 48 HE Schrank. Nach etwas Recherche fand ich bei einem meiner Hardware Lieferanten ein kleines Rack mit 12 HE, das man zudem auch mit Rollen ausstatten kann. Dies schien perfekt, da es gerade einmal so hoch war wie mein Schreibtisch. Auch die Tiefe ist variablel von 57,5cm bis 101cm. Kein Problem also für die kurzen E300-9D und ein paar Netzwerk-Komponenten.

Bastelstunde

Das Gestell kommt in sehr kompaktem Packmaß und entpuppt sich als solider Metallbau mit ordentlicher Verschraubung.

Aufbau Phase 1. Rack auf der Seite liegend.
Variable Einstellung der Rack Tiefe.
Fast fertig

Umrüstung auf 19″

Einige der vorhandenen Komponenten mussten auf 19 Zoll umgerüstet werden. So zum Beispiel der Ubiquiti EdgeRouter 10X, für den es vom Hersteller ein Umrüstkit gibt (SKU:  ER-RMKIT). Das gleiche gilt für die Supermicro E300-9D Mini-Server. Supermicro bietet auch dafür ein Umrüstkit (MCP-290-30002-0B) an, welches die Server seitlich auf 19″ verlängert und eine Halterung für das Netzteil mitbringt.

Vorläufiger Endausbau

In der Planungsphase hätte ich nicht gedacht, alle 12 Höheneinheiten belegen zu können. Aber Schritt für Schritt wurde klar, dass weitere Komponenten sinnvol sind und zugefügt werden müssen. So zum Beispiel die Schaltleiste, mit der einzelne Gerätegruppen geschaltet werden können. Mit ihr werden Kaltgeräte Verteilerleisten auf der Rückseite geschaltet. Auch Kabelführungen sind Pflicht, möchte man nicht in einem Chaos enden. So wurde recht schnell klar, dass für die 1 GBit Verbindungen ein eigener Switch notwendig ist, wenn man keine 10 GBit Ports für 1 GBit verschwenden möchte.

Obwohl ich ein großer Fan des Ubiquiti UniFi Systems bin, entschied ich mich für das Homelab für Geräte der EdgeMax Serie. Diese können individuell auf der CLI oder der Web-GUI konfiguriert werden.

Die E300-9D sind mit insgesamt 4 x 10 GBit Adaptern ausgestattet. Davon 2x Kupfer und 2x SFP+. Dies führte zur Erweiterung mit einem Ubiquiti EdgeSwitch 16 XG.

Rückseitig sind Ablageflächen verbaut, auf denen zum Beispiel Raspberry Pi und anderes Zubehör Platz finden. Ein Raspberry Pi übernimmt im Lab die Aufgaben DNS und Zeitserver.

Da das ganze Rack auf Rollen montiert ist, kann es problemlos für Wartungsarbeiten hervorgezogen werden. Es ist dafür nur ein Patchkabel und eine Stromversorgung zu trennen.

Geräuschentwicklung

Mit steigender Anzahl an Geräten steigt natürlich auch die Geräuschentwicklung. Wie man den Netgear 10G Switch zum Schweigen bringt, hatte ich bereits in einem älteren Beitrag beschrieben. Die Ubiquiti Switche arbeiten erstaunlich leise und werden nur beim Start etwas lauter. In einem Meter Entfernung erreichen alle Switche einen Schalldruck von etwa 20 dB. Das enspricht einem (lästigen) Moskito. Nicht wirklich störend, aber hörbar. Den größten Geräuschanteil haben derzeit noch die vier E300 Server, aber auch hier könnte man mit die Original-Lüfter durch Noctua Modelle ersetzen. Sicher ein Projekt für die Zukunft…

vSAN Fileservice für SMB Protokoll

Eine Neuerung von vSAN 7.0 U1 ist die Bereitstellung von SMB Shares über den vSAN Fileservice. Dieser war in Version 7.0 noch auf das NFS Protokoll beschränkt.

Wo ist die SMB Option?

Ich war etwas verwundert, dass ich im Homelab trotz Cluster Update und Update der FS-Service-VMs das SMB Protokoll nicht auswählen konnte.

Wie meistens in solchen Fällen hilft es, die Augen zu öffnen und das Kleingedruckte zu lesen. 🙂 Direkt unter dem Dropdown Menü steht unmissverständlich:

Enable active directory configuration in the File Service configuration before using SMB protocol.

Klingt logisch und erklärt, warum ich das SMB-Protokoll nicht zur Auswahl habe. Mein Homelab arbeitet ohne ADS. Die Namensauflösung erledigt ein Bind9 Server.

Auch in den Eigenschaften eines vorhandenen File-Shares ist der Hinweis zu finden.

Merke: ohne ADS kein SMB in vSAN. 🙂

ESXi on Arm als mini Kubernetes Cluster

ESXi auf Intel x86 Architektur ist im Laufe der letzten Dekade zur Selbstverständlichkeit geworden. In den letzten 1-2 Jahren konnten wir auf der VMworld eine ESXi Version sehen, die auf Arm Architektur läuft. Damit ist sie beispielsweise lauffähig auf Smart NICs oder Raspberry Pi. In der Zwischenzeit haben VMware Entwickler ein Fling Projekt mit dem Namen ESXi on Arm veröffentlicht. Dies ist natürlich nur ein Testprojekt fürs Labor und es gibt dafür keinen offizielen Support für den produktiven Betrieb. Dennoch ist es eine gute Gelegenheit mit minimaler Hardware einen ESXi Host zu betreiben. Ich werde in diesem Blogpost nicht das Setup des ESXi erklären – dafür gibt es eine gute Dokumentation auf der Fling-Projektseite. (PDF). Hier geht es um die Möglichkeiten dieser Plattform und was man damit machen kann.

An dieser Stelle möchte ich besonders die Arbeit von William Lam hervorheben, der auf seinem Blog viel Hintergrundinfo, Tipp & Tricks und Hacks rund um das Thema PhotonOS und Raspberry Pi bereitstellt.

Wir haben jetzt einen ESXi auf einem Raspi. Was können wir damit nun anfangen?

Bevor wir einsteigen, noch ein paar kurze Anmerkungen:

Mit ESXi on Arm kann man nicht beliebige VMs betreiben. Wie der Projektname es schon andeutet, handelt es sich hier um eine Arm Architektur. Folglich kann man darauf auch nur Betriebsysteme virtualisieren, die für Arm gemacht sind. Damit sind Windows Gastsysteme schon einmal ausgeschlossen (mit Ausnahme von Windows 10 on Arm). Ebenso die meisten Linux Distributionen. Zum Glück gibt es aber einige Linux-Varianten für Arm-Architektur, wie zum Beispiel Ubuntu Server on Arm, oder Photon OS. Das Anwendungsbeispiel in diesem Blogpost basiert auf dem aktuellsten Photon OS (Version 4 beta). Als Host Hardware verwende ich den „großen“ Raspi4 mit 8 GB RAM. Man braucht nicht viel Phantasie, um zu erkennen, dass 8 GB RAM für Host und Gastsysteme recht knapp sind. Wir müssen also diese Ressource sparsam einsetzen.

Das Ziel ist, drei Kubernetes-Knoten als VM auf dem ESXi on Arm auf einem Raspberry Pi mit 8 GB RAM und 4 CPU Kernen auszurollen. Klingt ambitioniert, ist aber möglich dank eines schlanken K3s Kubernetes auf Arm.

Eingesetzte Hardware

  • Raspberry Pi 4, Broadcom BCM2711, Quad core Cortex-A72 (ARM v8) 64-bit SoC @ 1.5GHz
  • Kühlblech für Raspberry Pi4 (ohne dieses wird der Raspi sehr heiss)
  • SD-Karte (nur für UEFI BIOS)
  • USB Stick als ESXi Bootmedium
  • USB 3 Hub mit externer Stomversorgung (Der USB Port des Raspi liefert nicht zuverlässig und ausreichend viel Strom für den Betrieb einer NVMe Karte)
  • USB 3 NVMe M.2 Gehäuse
  • Samsung NVMe EvoPlus 250 GB M.2

Verwendung des ESXi on Arm im Standalone-Modus

Obwohl mein ESXi on Arm in ein vCenter 7 integriert ist, werde ich keine der vCenter Eigenschaften für diese Demo verwenden (mit allen Einschränkungen und Umständlichkeiten).

Wir benötigen drei VMs für die drei Kubernetes Knoten. Es ist also eine gute Idee, eine VM mit allem was wir benötigen (außer K3s) zu bauen und diese dann zu klonen. Wenn Ihr jetzt denkt, dass das Klonen nur ein Mausklick in der UI sei, dann muss ich Euch leider enttäuschen. 😉 Ich werde auf diesen Punkt später zurückkommen. Bauen wir zunächst unsere erste Photon OS VM.

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