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Gestern war es soweit. VMware hat offiziell die nächste Version von vSphere angekündigt. Ausgewählte Betatester durften schon seit einigen Wochen mit dem Produkt experimentieren, waren jedoch zu Stillschweigen verpflichtet. 😉 Bei aller Euphorie für die neuen Funktionen von vSphere5 entsteht ein bitterer Beigeschmack, wenn man einen genaueren Blick auf das neue Lizenzmodell wirft.
Aber zuerst die gute Nachricht: Die Cores pro CPU Sockel sind nicht mehr auf z.B. 6 beschränkt. D.h. künftige CPU Generationen mit 8 oder vielleicht 16 Cores können mit einer Lizenz abgedeckt werden. So weit so gut. Anders sieht es bei RAM aus. Bisher war das Limit pro Host 256 GB RAM für alle Lizenzen außer EnterprisePlus (ohne Limit). Künftig fällt auch dieses Limit – und jetzt kommt das ABER…
Lizenziert wird künftig der tatsächlich verbrauchte vRAM aller VMs im Datacenter. Pro Lizenz werden den CPUs unterschiedliche Mengen vRAM zugeordnet (z.B. 24GB für Standard, 32GB für Enterprise). D.h. wer momentan wenige Hosts mit viel RAM betreibt, dem wird sehr schnell der Unterkiefer herunterfallen.
Beispiel:
3 Hosts mit je 2 CPU und je 96GB RAM (Gesamt RAM: 288GB)
vSphere4 Standard: 6 Lizenzen (nutzbarer Gesamt RAM 288GB)
vSphere5 Standard: 6 Lizenzen mit je 24GB vRAM (nutzbarer Gesamt RAM: 144GB)
vSphere5 Enterprise: 6 Lizenzen mit je 32GB vRAM (nutzbarer Gesamt RAM: 192GB)
vSphere5 EnterprisePlus: 6 Lizenzen mit je 48GB vRAM (nutzbarer Gesamt RAM: 288GB)
Der Kunde hat nun 3 Möglichkeiten:
- Er kauft weitere gleichwertige Lizenzen hinzu bis er den physikalischen Arbeitsspeicher voll ausschöpfen kann. Im Falle einer Standard Lizenz müsste man im obigen Beispiel weitere 6 Lizenzen hinzukaufen.
- Er geht auf die nächst höhere Lizenz, die seinen RAM-Bedarf abdeckt. In diesem Fall 9xEnterprise oder 6xEnterprisePlus.
- Er bleibt bei vSphere4 und überlegt, ob langfristig Hyper-V oder Xen nicht die bessere Wahl ist.
Das klingt zunächst hart, wenn man davon ausgeht, daß der Kunde den gesamten physischen RAM verwendet (alle drei Knoten auf 100%). Aber das sollte nicht der Fall sein. In unserem Beispiel wäre nur eine 2/3 Auslastung vertretbar, denn nur dann kann HA einen Failover von einem Host gewährleisten. 2/3 x 288GB = 192GB. D.h. der Kunde wäre mit einer Enterprise Lizenz gut bedient, was natürlich Mehrkosten verursacht. Fällt nun ein Host aus, dürfen die verbleibenden Hosts dessen vRAM Zuteilungen verwenden, da er gepoolt ist. In diesem Fall könnten beide ihren physischen RAM voll ausschöpfen
Die Gemeinde schäumt natürlich über dieses vermeintliche Goodie, das sich in vielen Fällen als versteckte Preiserhöhung entpuppt. Man muß jedoch in jedem Einzelfall genau rechnen, ob es wirklich teurer wird und wenn ja wieviel.
Update:
Hugo Peeters hat in seinem Blog ein Powershellskript veröffentlicht, welches die Lizenzkosten berechnen kann. Auch Virtu-Al (Alan Renouf – neuerdings VMware Mitarbeiter) hat diesbezüglich ein Skript ins Netz gestellt.
Eine Antwort auf „vSphere5: neues Lizenzmodell“